Das "Gummiband-Phänomen": Warum du immer wieder in alte Muster zurückfällst
- Sandra Ritter | KraftStaub

- 10. Nov.
- 3 Min. Lesezeit

Es ist nicht dein Versagen. Es ist die unsichtbare Kraft deiner alten Gewohnheiten.
Letzte Woche war gut. Du hast verstanden, dass dein Fundament wacklig ist (Blog 1) und du hast den "Stopp-Moment" geübt (Blog 2). Es hat vielleicht sogar ein paar Mal funktioniert. Du hast angehalten, geatmet und dich einen Moment lang frei gefühlt.
Und dann... ZACK.
Ein besonders stressiger Tag, ein alter Trigger, eine Sekunde der Unachtsamkeit – und du findest dich genau dort wieder, wo du nicht mehr sein wolltest. Du hast die Schokolade gegessen, du hast impulsiv geantwortet, du hast den Sport ausfallen lassen.
Sofort ist dieses Gefühl wieder da: "Ich hab's vermasselt. Ich schaffe es einfach nicht. Ich falle immer wieder zurück."
Stopp.
Was du da erlebst, ist kein persönliches Versagen. Es ist ein physikalisches Gesetz. Ich nenne es das "Gummiband-Phänomen".
Die unsichtbare Kraft, die dich zurückzieht
Stell dir deine alte, unbewusste Gewohnheit (z.B. Stressessen) als einen dicken Metallpfosten vor, der tief im Boden verankert ist. Das ist deine "Komfortzone", dein Autopilot.
Jede neue, positive Handlung (z.B. der "Stopp-Moment", ein Spaziergang) ist, als würdest du ein Gummiband, das an diesem Pfosten hängt, spannen und dich davon wegbewegen.
Ein Tag lang? Kein Problem. Zwei Tage? Das Band spannt sich. Eine Woche? Du bist stolz auf die Distanz, aber das Band ist jetzt straff gespannt und zieht mit enormer Kraft an dir.
Du verlässt dich darauf, dass deine Willenskraft (erinnerst du dich an den Akku von letzter Woche?) dieses Gummiband festhält.
Aber was passiert, wenn du müde, gestresst oder abgelenkt bist? Dein Griff lockert sich für eine Millisekunde.
SNAP.
Das Gummiband schnalzt mit voller Wucht zurück und du landest unsanft genau dort, wo du gestartet bist – am Metallpfosten deiner alten Gewohnheit.
Der Perspektivwechsel: Kämpfe nicht gegen das Gummiband
Der Grund, warum die meisten Veränderungen scheitern, ist dieser: Wir konzentrieren uns nur darauf, wie weit wir uns wegbewegen können, aber wir ignorieren die Spannung, die uns zurückzieht.
Du bist nicht gescheitert. Du hast nur die enorme, unsichtbare Kraft des Gummibandes unterschätzt.
Du kannst dieses Gummiband nicht auf Dauer mit reiner Willenskraft halten. Es wird dich zermürben. Wenn du wirklich frei sein willst, hast du nur zwei Möglichkeiten:
Du musst das Gummiband durchschneiden.
Oder du musst den Ankerpfosten versetzen.
Beides bedeutet, dass du dich nicht auf die neue Gewohnheit konzentrieren darfst, sondern auf die alte. Du musst das Fundament deiner alten Gewohnheit verstehen. Was ist der Trigger? Welches Bedürfnis steckt dahinter?
Solange du den Anker ignorierst, wirst du immer wieder zurückgeschnappt. "Freiheit im Fühlen" bedeutet, den Anker zu versetzen und ein neues, stabiles Fundament zu bauen, das zu deinem neuen Ankerpunkt wird.
Wo sind deine Gummibänder?
Hör auf, dich für den Rückfall zu schämen. Sieh ihn als das, was er ist: wertvolle Information. Das Gummiband hat dir gerade gezeigt, wo dein Anker am tiefsten steckt.
Denkanstoß für diese Woche: In welchem Lebensbereich ist dein Gummiband am stärksten? Wo schnappst du am häufigsten und am härtesten zurück? Ist es Essen, Prokrastination, deine Reaktionen in Beziehungen?
Schreib es mir in die Kommentare! Wo spürst du dieses "Zurückschnappen" am deutlichsten?
P.S. Diese Gummibänder zu fühlen ist der erste Schritt. Sie bewusst zu sehen ist der nächste. Am Mittwoch machen wir genau das: Wir führen einen einfachen "Gewohnheits-Audit" durch, um die 3 größten Ankerpfosten (oder wackeligen Steine) zu finden, die dein neues Fundament sabotieren.
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