Der hohe Preis des "Nett-Seins" (und warum es dein Fundament sabotiert)

Ein Fundament, das von äußeren Kräften zerrissen wird, ist zum Scheitern verurteilt. Der ständige Versuch, es allen recht zu machen, führt zu innerer Zerrissenheit – der wahre Preis des "Nett-Seins"

Du bist nicht "nett". Du hast nur Angst vor dem Konflikt.

Letzte Woche haben wir eine entscheidende Entdeckung gemacht: Unsere Gefühle sind Signalleuchten. Überforderung, Trauer oder Wut sind keine Schwächen, für die wir uns schämen müssen, sondern wertvolle Daten.

Wir haben gelernt, dass Wut oft die Signalleuchte für eine überschrittene Grenze ist.

Und genau hier liegt für viele von uns das größte Problem. Wir sehen die rote Lampe aufleuchten... und ignorieren sie gekonnt. Wir lächeln, nicken und sagen: "Kein Problem."

Dieses Verhalten nennen wir "nett sein". In Wahrheit ist es einer der wackeligsten Steine in unserem gesamten Fundament.

Der Mythos der "netten" Person

Wir alle kennen diese Situationen:

• Ein Kollege bittet dich um einen Gefallen, obwohl du bereits bis zum Hals in Arbeit steckst. Du sagst: "Klar, mache ich." (Innerlich schreist du).

• In der Familie wird eine Entscheidung getroffen, mit der du nicht einverstanden bist. Du schweigst, um die Harmonie nicht zu stören.

• Eine Freundin fragt nach deiner Meinung, du sagtest, was sie hören will, nicht, was du denkst.

Wir tun das, weil wir glauben, dass "nett sein" eine Tugend ist. Wir wollen hilfsbereit, harmonisch und rücksichtsvoll sein. Aber seien wir ehrlich: Meistens wollen wir einfach nur gemocht werden.

Das, was wir "Nett-Sein" nennen, ist oft nur tief sitzende Angst vor Ablehnung.

Wir versuchen, unsere emotionale Stabilität im Außen zu finden – durch die Zustimmung anderer. Statt ein stabiles Fundament in uns selbst zu bauen, stützen wir uns auf die wackeligen Meinungen und Bedürfnisse anderer Leute.

Dein "Nett-Sein" ist ein Gummiband

Erinnerst du dich an das "Gummiband-Phänomen" von letztem Montag? Daran, wie alte Gewohnheiten uns mit voller Wucht zurückschnappen lassen?

"People Pleasing" (das ständige Gefallen-Wollen) ist eines der stärksten Gummibänder, die es gibt.

Jedes Mal, wenn du "Ja" sagst, obwohl du "Nein" meinst, passiert Folgendes:

1. Die Wut-Lampe leuchtet auf (deine Grenze wurde verletzt).

2. Du drückst das Gefühl weg (du willst ja "nett" sein).

3. Das Gummiband zu deiner alten Identität ("Ich muss liebenswert sein") zieht sich straff.

Dieser unterdrückte Frust (Groll) sammelt sich an. Er verschwindet nicht. Er wird zu diesem wackeligen Stein in deinem Fundament, der dich bei der nächsten Gelegenheit zu Fall bringt – meistens in Form von passivem Widerstand, unerklärlicher Traurigkeit oder einem plötzlichen Ausbruch wegen einer Kleinigkeit.

Dein "Nett-Sein" sorgt nicht für Frieden. Es sorgt für einen inneren Krieg.

Der wahre Preis: Du verlierst dich selbst

Der Preis für das "Nett-Sein" ist nicht nur Groll. Der wahre Preis ist, dass du den Kontakt zu dir selbst verlierst. Dein Fundament erodiert.

Du weißt am Ende nicht mehr, was du eigentlich willst, weil du ständig die Bedürfnisse anderer zu deinen eigenen machst. Du hörst auf, dir selbst zu vertrauen, weil du deine eigenen Signalleuchten (deine Gefühle) permanent ignorierst.

Echte "Freiheit im Fühlen" beginnt dort, wo du aufhörst, deine Stabilität im Applaus anderer zu suchen. Sie beginnt, wenn du den Mut hast, dein Fundament auf deiner eigenen Wahrheit zu bauen.

Und das bedeutet unweigerlich, dass wir lernen müssen, Grenzen zu setzen. Nicht, um andere wegzustoßen, sondern um uns selbst zu halten.

Denkanstoß für diese Woche:

Hör auf, es "nett" zu nennen. Nenne es beim Namen: Ist es Angst? Ist es ein altes Muster? Wo in deinem Leben zahlst du gerade den höchsten Preis für dein "Nett-Sein"? Wo leuchtet deine Wut-Lampe am hellsten, während du lächelst?

Schreib es mir in die Kommentare! In welchem Bereich (Job, Familie, Partnerschaft) fällt es dir am schwersten, "Nein" zu sagen?

P.S. Zu erkennen, dass "Nett-Sein" uns schadet, ist der erste Schritt. Aber wie sagt man "Nein", ohne sich schuldig zu fühlen oder andere zu verletzen? Genau das ist die Kunst. Am Mittwoch zeige ich dir 3 "mutige & freundliche" Nein-Skripte, die du sofort anwenden kannst.

Sandra | KraftStaub